Mystifikationen im Leben und in der Kunst: im Deutsch-Russischen Haus in Moskau eröffnet die Ausstellung des Surrealisten Max Haase


Ende Januar erwartet die Gäste des Deutsch-Russischen Hauses in Moskau ein herausragendes Ereignis. Dank der Eigeninitiative von Nina Tichonowa und der organisatorischen Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVdK) eröffnet im Deutsch-Russischen Haus die Ausstellung von Werken des „russischen Dali“ Max Haase.

Mystifikationen im Leben und in der Kunst:  im Deutsch-Russischen Haus in Moskau eröffnet die Ausstellung des Surrealisten Max Haase
Der Name Max Haase (1938 – 1998) ist bis heute von einem geheimnisvollen Schleier umhüllt. Bekannt ist, dass er in Moskau geboren wurde und lebte. Er lernte in Malstudios und Ateliers einiger berühmter Maler und beschäftigte sich mit Handweben. Seine Herkunft lässt sich heute nicht mehr eindeutig bestimmen. Ob er ein „eingerussischter“ Deutscher oder Holländer war, ob sein Name echt oder ein Pseudonym war, ist nicht geklärt. Auch weiß man nicht genau, wie er aussah. Insgesamt weiß man nur wenig über den Werdegang des Malers, denn er lebte abseits des offiziellen Kunstbetriebs und wurde erst nach seinem Tode berühmt. All das könnte man als Mystifikation betrachten, wenn da nicht die Werke des Malers wären.
Kunsthistorikerin Ludmila Kandalowa ist der Meinung, dass das Werk von Max Haase wirklich einmalig ist. In seinen Arbeiten lässt sich die unermüdliche Suche des Malers nach Techniken, Ideen und Lösungen und eine große Experimentierfreudigkeit verfolgen, aus denen eine erstaunliche Vielfältigkeit des Werks erwuchs – von Malerei und Grafik über Reliefs in komplizierter Ausführung bis hin zu den großartigen gewebten Bildern, den sogenannten „Goreljens“. Diese stellen eine Technik des gewebten Reliefs dar, die Max Haase Ende der 70er Jahre erarbeitete und für deren Bezeichnung er jeweils den Anfang und das Ende der Russischen Wörter für Hochrelief und Gobelin nahm. Seine «Adam und Eva», «Metamorphose», «Anadiomena», «Eros und Morpheus» zeichnen sich durch einen ästhetischen Erotizismus und hohe Meisterhaftigkeit aus. In seinen Werken berichtet Haase über einfache und doch sehr bedeutende Dinge, über Schwierigkeiten und Geheimnisse des Seins, über wundersame Schicksalswindungen, über Verwandlung der Seele und Metamorphosen des Fleisches.
Max Haase selbst nannte seine Werke Bagatellen, was in der Musik kurze leichte Stücke bedeutet. Doch diese Bagatellen gehen weit über den üblichen Begriff eines Gemäldes hinaus. Vielmehr kann man sie als komplexe, vielschichtige Objekte bezeichnen, in denen mehrere verschiedene Techniken, unter anderem die des Surrealismus, ihre gleichzeitige Anwendung fanden. Letzterem entlehnte der Maler die Tendenz, gewöhnliche Dinge in eine ungewöhnliche Umgebung zu platzieren und auf diese Weise den Effekt des Traums oder der Halluzination zu erzeugen. So verwandeln sich beispielsweise in seinen Bildern Hände in Muscheln oder Fächer, und Augen fließen in Tränen über.
Zum ersten Mal wurde die Kunst von Max Haase dem Publikum in der Galerie „Asti“ von Nataella Woikunskaja im Jahre 2006, im Rahmen des Internationalen Kunstfestivals „Art-November“, präsentiert. Später wurden seine Arbeiten im Staatlichen Kunsthistorischen Institut und in der Galerie «Black Dog Rote Hügeln» ausgestellt. Heute befindet sich der Nachlass des Malers im Moskauer Museum der Modernen Kunst sowie in Privatsammlungen.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass die Verwalterin des künstlerischen Erbes von Max Haase, Nina Tichonova, sich bereit erklärte, einen Teil der Arbeiten an ein deutsches Museum zu übergeben, um den immer noch kaum bekannten, aber zweifelsohne beachtenswerten Maler und seine Kunst dem europäischen Publikum näher zu bringen.
Die Ausstellungseröffnung findet am 24. Januar um 18.30 Uhr im Deutsch-Russischen Haus Moskau statt, unter der Adresse ul. Malaja Pirogowskaja 5 (Metrostation „Frunsenskaja“). Die Ausstellung dauert bis zum 29. Februar 2012. Für die Besucher ist die Ausstellung Di., Mi. und Fr. von 12.00 bis 20.00 Uhr und So. von 10.00 bis 14.00 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen unter Tel.: (495) 937 65 44, (499) 246 88 04 (Irina Heine)

Pressestelle des IVdK im Deutsch-Russischen Haus Moskau
www.rusdeutsch.ru
www.drh-moskau.ru